Die Muttergottestracht zu Fronleichnam, am 15.06.2017

 

Das gute Wetter mit geringer Luftfeuchtigkeit - weder Schwüle noch Regen - hat mich angeregt endlich mal die Fronleichnamsprozession in Köln-Mülheim fotografisch zu begleiten. Nachdem die Idee schon mehrere Jahre in mir gereift war und mir nun die möglichen Ausreden, wie 'habe schon etwas anderres vor', 'bin in Urlaub', 'es regnet zu stark', 'zu heiss heute' usw. ausgegangen sind, habe ich mich auf die andere Rheinseite gewagt, in das kürzlich eingemeindete Köln-Mülheim (am 10.06.1914 vom Berliner Reichstag beschlossen).

Dort findet die traditionelle Muttergottestracht zu Fronleichnam statt, eine Schiffsprozession in Gedenken an das Fischerdorf Mülheim.

 

Für Interessierte und Neugierige finden sich hier weitere Erläuterungen:

die Mülheimer Muttergottestracht

 

Aus Neugierde und um mir die Umgebung etwas vertrauter zu machen war ich etwas vor der eigentlichen Prozession vor Ort - ca. 90 Minuten. Vorgefunden habe ich das beschauliche Rheinufer mit Hinweisen auf die langsam erwachende Stadt. Wären da nicht die Prozessionsfahnen oder das Leitschiff gewesen, es hätte ein ganz normaler Tag am Rhein sein können.

Auch die Kirmes zum parallel stattfindenden Schützenfest eröffnet erst zur Prozession und lag somit noch im Halbschlaf.

Irgendwann nicht allzu sehr vor dem Beginn der Schiffsprozession beginnt es lebhafter zu werden. Die Bänke in der näheren Umgebung sind belegt, der Weg zum Übergang der Land-Prozession auf das Schiff kann identifiziert werden, da das Publikum sich dort bevorzugt einfindet, aus verschiedenen Richtungen strömen die Menschen herbei. Angenehm ist die Tatsache, dass dies per Pedes geschieht und somit praktisch kein Auto auf Parkplatzsuche kreisend um den Platz fährt. Offensichtlich sind bei dieser Veranstaltung die Mülheimer noch unter sich.

Mit den Zuschauern treffen auch die Schützen der verschiedenen Gesellschaften ein, für die ein eigenes Schiff reserviert ist. Irgendwann gehen die Schützen dann im Pulk auf 'Ihr' Schiff, welches in der 2. Reihe liegt. Wie immer in solchen Fällen gibt es hier auch einen Zeremonienmeister welche die ordnungsgemäße Verschiffung überwacht und auf die anstehende Abfahrt hinweist. Dummerweise war wohl nicht allen potentiellen Mitfahrern klar, das die angeschlagene Abfahrtszeit nicht für ihr Schiff gilt, sondern für das größere Schiff in der ersten Reihe, welches sich erst langsam mit dem schnöden Volk füllt.

 

An der Musik ist zu erkennen, dass die Landprozession mit der Monstranz eintrifft. Hier zeigt sich die Internationalität in der Gemeinde. Neben den indischen Vertretern mit ihren bunten Gewändern sind auch afrikanische Priester mit dabei, pflichtgemäß begleitet von Weihrauch-Gerüchen.

Der ganze Tross wandert nun auf das Leitschiff um kurz darauf abzulegen.

 

Wie mir ein Mülheimer verrät, geht die Schiffsprozession rheinaufwärts bis kurz vor die Zoobrücke, dort war die frühere Stadtgrenze zu Köln. Danach lassen sich die Schiffe rückwärts rheinabwärts treiben um irgendwann wieder am Ausgangspunkt einzutreffen - Es muss halt die Zeit für eine ordentliche Messe auf dem Schiff gegeben sein.

 

In der Zwischenzeit gehen die Besucher an Land zum informellen Teil der Tagesordnung über. Parallel zu der Schiffsprozession gibt es auch in der naheliegenden Kirche St. Clemens eine Weihe, Bekannte begrüßen sich vor der Kirche, andere begleiten die Schiffe am Ufer auf ihrer Prozession.

 

Die Tatsache dass die gesamte Veranstaltung eine lange Tradition hat wird mir durch eine ältere Dame wieder bewusst gemacht. Sie bestand energisch darauf, auf der nun geöffneten Kirmes die obligatorische Bratwurst zu essen, weil die doch immer so lecker ist. So konnte sich der begleitende Sohn, anscheinend auch schon in den 60er Jahren, nicht wehren. Vermutlich hat er das irgendwann in den 50 Jahren vorher sowieso aufgegeben...

 

Ach ja, ein Hinweis noch zum Abschluß:

Die Rheinschiffahrt ist für die Dauer der Prozession gesperrt, also einfach mal 2-3 Stunden.

 

Kurz vor der Prozession kommen noch einzelne Berufsschiffer mit einem Dringlichkeitshinweis in Begleitung und im Konvoi durch, danach ist der Rhein für die Muttergottestracht reserviert. Die Städte rheinaufwärts sind also eine Weile ohne vorbeiziehende Berufsschiffahrt. Sei es Leverkusen, Neuss, Düsseldorf oder andere.

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